Beeindruckende Standfestigkeit

Marktkommentar Michael Blumenroth – 17.10.2024

Wöchentlicher Marktbericht

Seit Mitte September gab es an den Anleihe- und Währungsmärkten eine recht starke Kehrtwende im Vergleich zu den Trends der Wochen zuvor. Innerhalb von rund vier Wochen stiegen die Renditen zwei- und zehnjähriger US-Staatsanleihen um jeweils etwa 0,5 Prozentpunkte. Im Sog des Renditeanstiegs wertete auch der US-Dollar stark auf. Er kletterte auf das höchste Niveau seit Anfang August. Diese Entwicklung war sowohl gegenüber dem Euro festzustellen als auch in Gestalt eines Index, der die Wertentwicklung des Greenbacks gegen seine Handelspartner misst.

Zugpferd Konjunktur

Verantwortlich für diese Entwicklung waren die oft wesentlich besser als erwartet ausgefallenen Konjunkturdaten aus den USA, wie beispielsweise die in der vergangenen Woche an dieser Stelle besprochenen Arbeitsmarktdaten. Die regionale Außenstelle der US-Notenbank Fed in Atlanta erwartete Ende vergangener Woche einen Anstieg des Bruttoinlandsprodukts in den USA im dritten Quartal in Höhe von annualisiert 3,2 Prozent, was einem Quartalswachstum von ungefähr 0,8 Prozent entspräche. Da somit die Wahrscheinlichkeit eines „soft landings“ der US-Wirtschaft, also das Ausbleiben einer Rezession, gewachsen sein könnte, senkt die US-Notenbank die Leitzinsen möglicherweise in geringerem Ausmaß als noch vor Kurzem erwartet. Dies ließ die Renditen ansteigen.

Goldpreise unbeeindruckt

Lehrbuchgemäß hätte nun Gold Gegenwind verspüren und deutlich zurücksetzen müssen, denn ein Renditeanstieg um 0,5 Prozentpunkte und ein Anstieg des US-Dollars um rund drei Prozent sind schon eine Hausnummer. Das Beeindruckende war aber in den vergangenen Tagen die Standfestigkeit der Goldpreise, die in US-Dollar gestern nur um Haaresbreite ein Rekordhoch verfehlten.

Am Donnerstagmorgen vergangener Woche notierte Gold noch bei 2.615 US-Dollar/Unze. Nachdem es zum Wochenschluss bereits bei knapp 2.660 US-Dollar/Unze gehandelt wurde, bewegte es sich am Montag und Dienstag dieser Woche mehr oder weniger seitwärts, mal über, mal unter 2.650 US-Dollar/Unze. Gestern stieg das edle Metall dann bis auf 2.685,35 US-Dollar/Unze und verfehlte das Rekordhoch vom 26. September somit nur um wenige Cent. Im Anschluss an diesen Versuch eines neuen Allzeithochs kam es zu Gewinnmitnahmen und somit zu einem Rücksetzer auf 2.670 US-Dollar/Unze. Heute Morgen startet Gold gegen 7 Uhr bei etwa 2.679 US-Dollar/Unze in den europäischen Handel, nachdem in Asien noch einmal 2.685 US-Dollar/Unze auf der Anzeigetafel standen.

Der Xetra-Gold-Preis erzielte wegen des schwächeren Kurses des Euros gestern tatsächlich ein neues Rekordhoch. Während der üblichen Handelszeiten kletterte er von 76,85 €/Gramm am Donnerstagmorgen vergangener Woche bis auf 79,25 €/Gramm gestern Nachmittag und markierte genau dort das neue Allzeithoch. Danach ging es auch hier etwas retour bis auf 78,90 €/Gramm. Xetra-Gold dürfte jedoch heute, falls der Stand um 7 Uhr morgens sich nicht verändern würde, bei rund 79,30 €/Gramm in den europäischen Handelstag starten – also ein ganzes Stück oberhalb des Niveaus der Vorwoche und auf einem neuen Allzeithoch.

Hauptthema: US-Wahl

Eine mögliche weitere Leitzinssenkung der EZB heute Nachmittag ist an den Terminmärkten fest eingepreist. Auf Interesse dürften auch die Daten zu den Einzelhandelsumsätzen in den USA stoßen. Im Großen und Ganzen werden die Wahlen in den USA und deren potenzielle Ergebnisse immer mehr zum beherrschenden Thema an den Finanzmärkten. Bis zum 5. November sind es nur noch knapp drei Wochen.

Allen Leserinnen und Lesern wünsche ich, dass der goldene Oktober sowohl wettermäßig als auch an den Märkten weiter anhält. 

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