Xetra-Gold: nachhaltig und ressourcenschonend
ESG Arnulf Hinkel, Finanzjournalist – 09.03.2020
Video zur Goldbarren-Herstellung
Die Inhaberschuldverschreibung Xetra-Gold wird nicht umsonst mit dem Produktslogan „Mehr als nur ein Papier“ beworben: Für jeden Xetra-Gold-Anteil wird ein Gramm physisches Gold hinterlegt. Der Goldbestand zur Besicherung aller Anteile beläuft sich heute auf knapp 210 Tonnen, was einem aktuellen Wert von rund 10 Mrd. € entspricht. Doch woher stammen die Goldbarren, die den Bestand von Xetra-Gold ausmachen? In Zeiten immer knapper werdender Ressourcen und angesichts der Tatsache, dass der Klimawandel schneller und stärker voranschreitet als lange vermutet, gewinnen ESG-Faktoren, also ökologische und soziale Themen sowie Unternehmensführungsaspekte (environmental, social, governance) nicht nur im täglichen Leben, sondern auch bei der Geldanlage zunehmend an Bedeutung.
Umicore: exklusiver Lieferant von Xetra-Gold
Als die Emittentin von Xetra-Gold, die Deutsche Börse Commodities, 2007 gegründet wurde, beteiligten sich an dem Gemeinschaftsunternehmen neben der Deutschen Börse nicht nur die Commerzbank, die Deutsche Bank, die DZ Bank, das Bankhaus Metzler und die Schweizer Bank Vontobel. Als einziges nicht aus der Finanzwelt stammendes Unternehmen ist seither auch die Umicore AG & Co. KG, deutsche Tochter eines weltweit agierenden Materialtechnologie- und Recycling-Konzerns, beteiligt. Sie liefert exklusiv alle Goldbarren, die im Zusammenhang mit Xetra-Gold benötigt werden – sei es zur Hinterlegung von neu ausgegebenen Xetra-Gold-Inhaberschuldverschreibungen oder zur Auslieferung von physischem Gold an Anleger, die ihre Anteile in Goldbarren umwandeln möchten. Um die Nachhaltigkeit und Klimaverträglichkeit des Bestandes von Xetra-Gold zu beurteilen, ist also ein genauerer Blick auf die Produktionsprozesse von Umicore unerlässlich. Schließlich ist die Gewinnung von Gold nicht gerade für ihre Umweltfreundlichkeit bekannt.
100 Tonnen Gold jährlich allein durch Recycling
Die Ursprünge von Umicore gehen um mehr als 200 Jahre auf den Zusammenschluss mehrerer Bergbau- und Verhüttungsunternehmen zurück. Der Konzern mit Hauptsitz in Belgien zählt heute mit 11.100 Mitarbeitern weltweit zu den führenden Recycling-Unternehmen. Nach eigenen Angaben ist es Umicore mithilfe innovativer Technologien gelungen, bis heute rund 1 Mio. Tonnen CO2 einzusparen. Durch das Recycling von Elektroschrott und altem Goldschmuck werden Goldbarren mit dem kleinstmöglichen ökologischen Fußabdruck produziert. Laut Dr. Christian Hagelüken, Umicore Recycling-Experte, kann beispielsweise aus 4 Tonnen alten Smartphones 1 Kilogramm Feingold gewonnen werden. Das klingt zunächst nicht besonders beeindruckend. Bedenkt man jedoch, dass die Alternative dazu die Förderung von 200 Tonnen Erz aus der Erde ist, wird schnell klar, wie effektiv Recycling gerade bei der Goldgewinnung sein kann. Rund 100 Tonnen Gold stellt Umicore durch Recycling aus Elektroschrott und Altgold jährlich her – und es könnte noch deutlich mehr werden: Jedes Jahr werden weltweit bis zu 1,8 Mrd. Smartphones gekauft; nur ein Bruchteil der nicht mehr genutzten Geräte wird jedoch bislang recycelt.
Goldbarren aus gefördertem Gold sind zertifiziert
Recycling alleine reicht bei Umicore nicht, um die Goldnachfrage zu decken, d.h. es muss auch gefördertes Gold verarbeitet werden. Für die Bemühungen, auch bei diesem Teil der Goldproduktion einen möglichst kleinen ökologischen Fußabdruck zu hinterlassen, wurde Umicore durch den Responsible Jewellery Council zertifiziert. Die Zertifizierung wird nur erteilt, wenn ein Goldbarrenproduzent entlang der gesamten Leistungskette bestimmte, einheitliche Standards erfüllt, und zwar nicht nur in Bezug auf die Klimaverträglichkeit, sondern auch hinsichtlich einer ethischen, sozialverträglichen und menschenrechtskonformen Unternehmenspolitik. Das ist besonders bei der Goldförderung in Schwellenländern keine Selbstverständlichkeit.
Das von Umicore produzierte und gelieferte Gold für den Bestand von Xetra-Gold wurde nach heutigen Maßstäben so klimaverträglich wie möglich hergestellt. In der Zukunft wird eine noch bessere Ausschöpfung von Recyclingmöglichkeiten weitere CO2-Einsparungen ermöglichen.