Die Zahl des Monats: 11 Prozent
Aktuelles Arnulf Hinkel, Finanzjournalist – 01.03.2025
Wenn es um Gold geht, steht China sowohl im Hinblick auf die Produktionsmenge als auch was die Nachfrage angeht, seit vielen Jahren weltweit auf Platz eins. Beim Kauf von Goldschmuck hat Indien dem Reich der Mitte jedoch inzwischen den Rang abgelaufen: Nach Angaben des World Gold Council hat die indische Bevölkerung 2024 mit 563 Tonnen erstmals mehr Gold in Schmuckform erworben als chinesische Verbraucher mit „nur“ 511 Tonnen. Der Grund hierfür liegt zum einen im Wachstum des Wohlstands, besonders der indischen Mittelschicht, zum anderen in einer Tradition, die auf dieser Welt einmalig ist: die indische Hochzeitssaison.
Die indische Bevölkerung besitzt insgesamt rund 25.000 Tonnen Gold
Da in Indien aufwändige, goldbesetzte Brautkleider und Goldgeschenke – eher in Schmuck- als in Barrenform – zu Hochzeiten als unabdingbar gelten und jedes Jahr zwischen Ende Oktober und Ende Februar rund 5 Millionen Ehen geschlossen werden, hat diese Tradition dazu geführt, dass die indische Bevölkerung heute rund 11 Prozent der weltweiten Goldbestände halten. Das sind 25.000 Tonnen Gold – mehr als die Goldreserven der USA und des Internationalen Währungsfonds IWF zusammengenommen. Die großzügig goldschenkenden Hochzeitsgäste werden übrigens mit einer bis zu 4 Tage dauernden, rauschenden Feier belohnt. Hochzeitspaare, die sich dies nicht leisten können, nehmen an Massenhochzeiten teil, wo bis zu 100 Paare gemeinsam feiern.
Wohl dem, der sich beizeiten mit Gold eindeckt
Dass die indische Hochzeitssaison den Goldpreis zu einem bestimmten Zeitpunkt nach oben treibt, wird oft kolportiert, stimmt aber nicht, denn indische Verbraucher decken sich fast das ganze Jahr über mit Gold ein, um Höchstpreise beim Edelmetall möglichst zu vermeiden. Während der Hochzeitssaison 2024/2025 hat sich dies allerdings als sehr schwierig erwiesen, denn obwohl der indische Staat im letzten Juli die Einfuhrabgaben auf Gold von 15 auf 6 Prozent gesenkt hatte, hat das Edelmetall auch in der größten Demokratie der Welt in den letzten Monaten ein Allzeithoch nach dem anderen erreicht, was sich bei indischen Goldhändlern bereits schmerzhaft in Form sinkender Verkaufsvolumina bemerkbar gemacht hat.