Gold nach US-Wahlen ausgebremst

Marktkommentar Michael Blumenroth – 07.11.2024

Wöchentlicher Marktbericht

Nach dem fulminanten Anstieg der vergangenen Wochen passten sich die Goldpreise nun dem aktuell trüben, nebligen Novemberwetter an. Sie gaben gestern nach Bekanntgabe der Ergebnisse der US-Präsidentschaftswahlen deutlich nach. Dies ist vielleicht etwas kontra-intuitiv gewesen, denn viele Analysten hatten Gold einen weiteren Kursanstieg im Falle einer erneuten Wahl Donald Trumps zum US-Präsidenten vorausgesagt. Narrativ war, dass eine sich daran anschließende Phase der Unsicherheit für eine anhaltende Nachfrage nach dem gelben Metall spräche. 

Dennoch blies den Goldpreisen gestern ein heftiger Gegenwind ins Gesicht, denn

  • Die Renditen der US-Staatsanleihen stiegen merklich an: Mit einem Anstieg um 0,23 Prozentpunkte kletterten die Renditen 30-jähriger US-Treasuries so stark aufwärts wie zuletzt im Frühjahr 2020. Die der zehnjährigen Pendants stiegen um mehr als 0,18 Prozentpunkte. Da Gold keine Zinsen zahlt, wirkt dieser Renditeanstieg tendenziell negativ auf dessen Notierungen.
  • Die höheren US-Renditen hatten wiederum eine starke Aufwertung des US-Dollars zur Folge. Der Euro gab bis zum Nachmittag zeitweise 2,1 Prozent zum US-Dollar nach; einen höheren Tagesverlust erlitt er zuletzt 2016.
  • Das Wahlergebnis selbst stand hinsichtlich des neuen Präsidenten und der Mehrheiten im US-Senat schneller fest als von vielen im Vorfeld erwartet. Weder gab es Auszählungspannen noch Anfechtungen oder ähnliches. Diese potenziellen Unsicherheiten wurden an den Märkten demzufolge gestern ausgepreist. 

Dennoch dürfte ein Rücksetzer der Goldpreise um mehr als 2,5 Prozent gestern von den wenigsten Marktakteuren im Vorfeld so erwartet gewesen sein.

Goldpreis fällt unter die Marke von 2.700 US$ je Unze

Am Donnerstagmorgen vergangener Woche notierte Gold noch nahe seines kurz zuvor erzielten Rekordhochs (2.790 US$ pro Unze), nämlich bei 2.785 US$ je Unze. Der Goldpreis fiel jedoch bereits am Donnerstagnachmittag in Richtung 2.740 zurück, ein Niveau, um das er mehr oder weniger – mit einem kurzen Ausflug auf 2.760 unmittelbar nach den eher schwachen US-Arbeitsmarktdaten am vergangenen Freitag – herum schwankte. Zumindest bis gestern Morgen. Nach Bekanntgabe der Wahlergebnisse rutschte Gold unter die Marke von 2.700 US$ je Unze, was Anschlussverkäufe zur Folge hatte, die das Edelmetall heute Nacht bis auf 2.643,50 abrutschen ließ. Es startet etwas erholt bei rund 2.660 in den europäischen Handel. 

Schwächerer Euro mildert Preisverlust für Xetra-Gold

Der Xetra-Gold-Preis gab im Vergleich zur Vorwoche ebenfalls nach, wobei hier die Korrektur durch die Abwertung des Euros zum US-Dollar abgefedert wurde. Während der üblichen Handelszeiten gab er zunächst von 82,50 € pro Gramm am Donnerstagmorgen vergangener Woche bis auf 81,30 zum Wochenschluss am Freitag nach. Auch hier ging es gestern spürbar abwärts bis auf 79,65, bevor er zum Handelsschluss hin wieder über die Marke von 80,00 € pro Gramm stieg. Dank der moderaten Erholung des Euros heute Nacht dürfte Xetra-Gold (Stand 8 Uhr) bei rund 79,50 € pro Gramm in den europäischen Handelstag starten. 

Ausblick auf die kommende Woche

Der Ausgang der Wahlen in den USA dürfte auch in den kommenden Tagen an den Märkten weiter analysiert und bewertet werden, so dass es zu erhöhter Volatilität kommen dürfte. Zudem tagt heute Abend die US-Notenbank Fed; eine Zinssenkung um 0,25 Prozentpunkte ist fest eingepreist. Morgen könnte die chinesische Regierung Maßnahmen zur Belebung der Wirtschaft verkünden, die ebenfalls marktbewegend sein sollten. Die kommenden Tage werden also weiterhin ein gerütteltes Maß an Spannung bereithalten.

Allen Leserinnen und Lesern wünsche ich ein gutes Händchen  und ein erholsames Wochenende. 

 

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