Gold-Recycling hat 2023 um 9 Prozent zugelegt
Aktuelles Arnulf Hinkel, Finanzjournalist – 05.02.2024
Die Goldförderung aus Minen erzielte 2023 mit 3.644,4 Tonnen den zweithöchsten Wert aller Zeiten – nur im Rekordjahr 2018 wurde mit 3.655,9 Tonnen noch mehr Gold auf klassische Weise gewonnen. Der insgesamt 3-prozentige Anstieg der gesamten Goldproduktion im Vergleich zum Vorjahr ist allerdings nur zu einem Drittel der Minenförderung zuzuschreiben: Die anderen zwei Drittel kamen durch ein starkes Wachstum beim Recycling von Gold zustande, das 2023 nach aktuellen Angaben des World Gold Council 9 Prozent höher ausfiel als im Vorjahr.
1.237 Tonnen Gold durch Recycling gewonnen
Entscheidende Faktoren für die vermehrte Wiedergewinnung des Edelmetalls waren auch das gestiegene Umwelt- und Klimabewusstsein seitens vieler Anleger, vor allem aber der hohe Goldpreis, der den Verkauf von Altgold besonders attraktiv machte. Der Preis pro Unze erreichte an der Londoner Börse im Dezember mit 2.135 US$ sein absolutes Allzeithoch, im außerbörslichen Handel am London Bullion Market immerhin 2.078 US$. Angesichts schwindender abbaubarer Goldvorkommen und ständig steigender Förderkosten gewinnt Recycling auch gesamtwirtschaftlich als Alternative zum Minenabbau an Bedeutung: Die All-in-Sustaining-Kosten bei der Goldförderung erreichten im dritten Quartal 2023 mit 1.343 US$ pro Unze einen neuen Höchststand; über das ganze Jahr gesehen stiegen die Förderkosten um 5 Prozent im Vergleich zum Vorjahr.
Potenzial von Urban Mining noch lange nicht ausgeschöpft
Angesichts der hohen und perspektivisch weiter steigenden Förderkosten von Gold wird Urban Mining – die Wiedergewinnung des Edelmetalls aus Elektroschrott – immer attraktiver. Dieses Potenzial ist speziell bei Elektroschrott, der relativ aufwändige Recyclingverfahren erfordert, kaum ausgeschöpft: Laut der Studie „Urban Mining für eine zirkuläre Wirtschaft“ des Instituts für Wirtschaft aus dem Jahr 2023 existieren allein in deutschen Haushalten nicht mehr genutzte „Schubladen-Smartphones“ mit einem reinen Metallwert von rund 240 Mio. €, von denen 65 Prozent ausschließlich durch den Goldgehalt bestimmt werden. Damit ließe sich der gesamtdeutsche Bedarf an neuen Smartphones für die nächsten zehn Jahre decken.