Gold: Rekordzukäufe der Zentralbanken im ersten Halbjahr 2023
Aktuelles Arnulf Hinkel, Finanzjournalist – 15.08.2023
2022 erreichten die Goldkäufe der Notenbanken weltweit mit einem Zuwachs von 18 Prozent gegenüber dem Vorjahr den höchsten Stand seit 2011. Im ersten Halbjahr 2023 setzte sich dieser Trend zunächst fort und sorgte für einen neuen Rekord: Noch nie seit Beginn der Veröffentlichung der Goldreservenkäufe bzw. -verkäufe der Zentralbanken weltweit durch den World Gold Council im Jahr 2000 haben die Notenbanken ihre Goldreserven so stark ausgebaut wie in diesem Jahr.
387 Tonnen neue Goldreserven wanderten in die Tresore der Notenbanken
Im ersten Halbjahr 2023 bot sich bei der Kaufpolitik der Notenbanken hinsichtlich ihrer Goldreserven international ein sehr gemischtes Bild: Der mit Abstand größte Zukäufer war die chinesische Zentralbank mit einem Plus von 103 Tonnen, gefolgt von Singapur mit 73 Tonnen und Polen mit 48 Tonnen. Während das Kaufmotiv der polnischen Notenbank sicher auch eine Antwort auf die schwierige geopolitische Lage in Europa ist, setzt vor allem China seine Bemühungen fort, von der Weltwährung und zweitgrößten Fremdwährungsreserve, dem US-Dollar, unabhängiger zu werden.
Nettozukäufe nur in drei von sechs Monaten
Ausgerechnet die türkische Zentralbank, die wegen der extrem hohen Inflation in der Türkei von zuletzt 47,8 Prozent in den letzten Jahren als einer der größten Goldkäufer aufgetreten war, trennte sich in März, April und Mai von insgesamt 132 Tonnen Goldreserven. Die Gründe dafür waren laut Analysten des World Gold Council die starke Inlandsnachfrage nach Gold sowie die nationale Beschränkung der Goldeinfuhren. Das Notenbankgold wurde deshalb primär auf dem heimischen Markt verkauft. Im Juni kaufte aber auch die türkische Zentralbank wieder 11,3 Tonnen Gold hinzu. Ob die Goldzukäufe der Notenbanken im zweiten Halbjahr weiter auf Rekordkurs bleiben werden, wird man sehen müssen. Viele Experten sind eher skeptisch, da sich die Nachfrage im zweiten Quartal 2023 gegenüber dem Vorjahreszeitraum um 35 Prozent verringert hatte.