Goldgewinnung aus Elektroschrott – in Sekundenschnelle
ESG Arnulf Hinkel, Finanzjournalist – 02.09.2024
Während der Rückgewinnungsgrad von Gold aus Schmuck, Münzen und Barren schon lange bei 100 Prozent liegt, gibt es bei Smartphones, PCs und TV-Geräten durchaus noch Optimierungspotenzial. Das liegt daran, dass die Prozesse zur Herauslösung der meist winzigen Goldanteile bei Elektroschrott sehr aufwändig sind – speziell dann, wenn diese möglichst umwelt- und ressourcenschonend ablaufen sollen. Die im Jahr 886 gegründete britische Münzprägeanstalt Royal Mint in London, die älteste der Welt, könnte zusammen mit einem kanadischen Startup für saubere Technologien das sogenannte Urban Mining revolutionieren.
Eine Industrieanlage ausschließlich für Urban Mining von Gold
In Wales ist eine große Recyclingfabrik in Betrieb genommen worden, die speziell auf die Gewinnung von Gold aus Elektroschrott ausgerichtet ist. Nach Angaben der Royal Mint soll hier jährlich aus rund 4.000 Tonnen Platinen Gold herausgelöst werden. Dabei werden die goldhaltigen Elemente des Elektroschrotts zunächst grob vom Rest getrennt, bevor ein innovativer chemischer Prozess binnen Sekunden das Gold zuverlässig von anderen Materialien separiert. Da dies bei Raumtemperatur ohne giftige Komponenten geschieht, soll dieser Prozess besonders umweltfreundlich und energiesparend sein. Die neue Technologie kann übrigens auch zur Wiedergewinnung von Palladium, Silber und Kupfer genutzt werden.
Jährlich entstehen 62 Millionen Tonnen Elektroschrott
Wie zukunftsweisend dieser neue Urban-Mining-Ansatz sein könnte, wird schnell klar, wenn man sich die Menge an Elektroschrott bewusstmacht, die jährlich entsteht: Allein 2022 waren es nach Angaben der Vereinten Nationen rund 62 Millionen Tonnen. Der Nachschub an recyclingfähigem Material wäre also gesichert. In der neuen Industrieanlage in Wales soll laut der Royal Mint das wiedergewonnene Gold zunächst ausschließlich zur Schmuckherstellung dienen und später auf Goldmünzen ausgeweitet werden.