Goldkäufe der Zentralbanken streben auf Allzeithoch zu
Aktuelles Arnulf Hinkel, Finanzjournalist – 20.12.2023
Bereits 2022 erwies sich mit einem Ausbau der Goldreserven der Zentralbanken weltweit um 1.082 Tonnen als Rekordjahr: Um mehr als 100 Prozent wurden damit die jährlichen Goldzukäufe der letzten Dekade übertroffen, denn diese betrugen durchschnittlich nur 512 Tonnen. Die ersten neun Monate 2023 geben Anlass zur Vermutung, dass der Rekord vom letzten Jahr noch übertroffen wird, denn die Kauflust der Zentralbanken in den ersten drei Quartalen übertraf sogar die des gleichen Zeitraums im bisherigen Rekordjahr 2022 deutlich.
800 Tonnen neue Goldreserven bis Ende September 2023
Nicht weniger als 800 Tonnen Gold erwarben die Notenbanken netto, um ihre Fremdwährungsreserven mit dem Edelmetall zu verstärken. Hätte sich die türkische Zentralbank im ersten Halbjahr 2023 nicht von 132 Tonnen ihrer Goldreserven getrennt, wäre die Dreiviertel-Jahres-Bilanz noch beeindruckender ausgefallen. Die Gründe für die massiven Goldverkäufe der türkischen Notenbank, die in den Jahren zuvor noch als einer der stärksten Goldkäufer aufgetreten war, waren die starke Inlandsnachfrage nach Gold sowie die nationale Beschränkung der Goldeinfuhren. Das Notenbankgold wurde deshalb primär auf dem heimischen Markt verkauft.
Seit Juni erweitert die türkische Zentralbank ihre Goldreserven wieder
Nach den Präsidentschaftswahlen in der Türkei hat die dortige Notenbank ihre Goldkäufe wiederaufgenommen und ihre Nettoabflüsse bis Ende September 2023 bereits auf 70 Tonnen reduziert, was für ein starkes viertes Quartal sprechen könnte. Bislang dominierten in erster Linie die Notenbanken von Schwellenländern die massiven Goldkäufe in diesem Jahr – allen voran China, das seine Goldreserven laut World Gold Council allein in den ersten drei Quartalen um155 Tonnen erweiterte. Im Gegensatz zu Industrienationen wie den USA oder Deutschland, wo Gold fast 70 Prozent der gesamten Fremdwährungsreserven ausmacht, liegt der Anteil der Goldreserven in Schwellenländern durchschnittlich nur bei rund 5 Prozent. Dies könnte sich bald ändern, denn laut der „2023 Central Bank Gold Reserves Survey“ des World Gold Council erwarten 62 Prozent der befragten Notenbanken eine Verschiebung der Gewichtung ihrer Fremdwährungsreserven zugunsten des Edelmetalls in den nächsten fünf Jahren.