Goldpreis: Wie zuverlässig sind Prognosen?
Aktuelles Arnulf Hinkel, Finanzjournalist – 11.04.2023
Gold ist keine Anlage wie jede andere: Durch die duale Funktion des Edelmetalls als Rohstoff und Investment müssen Analysten bei der Erstellung von Preisprognosen deutlich mehr Faktoren berücksichtigen als etwa bei einer Aktie. Dazu können dann auch noch Ereignisse eintreten, die Rohstoffexperten unmöglich voraussehen können. In den letzten Jahren waren dies die Corona-Pandemie und der russische Überfall auf die Ukraine. Wie nützlich können professionelle Prognosen für Anleger überhaupt sein?
Goldpreisprognosen im Rückblick
Auf Grundlage der kombinierten Analystenmeinungen zahlreicher Marktteilnehmer hinsichtlich der Goldpreisentwicklung in der jährlich veröffentlichten Precious Metals Forecast Survey der London Market Bullion Association ist es möglich, den Mittelwert der Preisprognosen mit der tatsächlichen Preisentwicklung zu vergleichen. Dies sagt natürlich nichts über die Zuverlässigkeit einzelner Prognosen aus. Betrachtet man beispielsweise die sechs Jahre 2015 bis 2019, waren die Analysten im Durchschnitt zweimal – nämlich 2015 und 2018 – zu optimistisch, während in den anderen drei Jahren die Prognosen von der tatsächlichen Goldpreisentwicklung zum Teil deutlich übertroffen wurden. Auch für 2019 lag der Prognosedurchschnitt mit 1.311 US$ pro Unze klar unter dem durchschnittlichen Closing-Preis von 1.393,34.
Prognosen und Anlegermeinungen bis zum zweiten Halbjahr 2023
Nachdem der US-Goldpreis kürzlich wieder die 2.000 US$-Marke gerissen hat und momentan knapp darunter notiert, ist die Stimmung von Gold-Investoren überwiegend positiv. Während die Analysten der Bank of America laut Kitco Weekly schon mit 2.100 US$bpro Unze zum Ende des zweiten Halbjahrs 2023 rechnen, ist auch die Stimmung unter Goldanlegern in der Eurozone sehr gut. So erwarten 83 Prozent der Besucher des Internetportals goldpreis.de bis zum 1. Juli 2023 einen Preis von über 73 € pro Gramm, während 17 Prozent mit einem Absinken des Goldpreises auf 57 € rechnen. Wer Recht behalten wird, weiß man – wie immer – leider erst hinterher.