Goldpreise in ruhigem Handel leichter
Marktkommentar Michael Blumenroth – 11.08.2023
Wöchentlicher Marktbericht
Obgleich momentan keine als Löwe maskierten Wildschweine mehr durch die Wälder Berlins laufen, hält das gefürchtete „Sommerloch“ die Märkte doch in seinen Klauen. Gerade die bald abgelaufene Woche zeichnete sich durch lustloses, zähes Marktgeschehen aus. Nicht einmal die US-Verbraucherpreisdaten, die geringfügig unter den Erwartungen reinkamen, konnten die Märkte für länger als eine halbe Stunde aus ihrer Lethargie reißen. Kurzzeitig hatten nach Veröffentlichung der Daten sowohl die Renditen der US-Staatsanleihen als auch der US-Dollar nachgegeben, was wiederum den Goldpreisen Rückenwind verlieh. Eine halbe Stunde später hieß es jedoch „Zurück auf Los“, und die Notierungen waren mehr oder weniger dahin zurückgekehrt, wo sie vor Veröffentlichung der Daten handelten.
Da es nun drei Wochen her ist, dass der letzte Marktkommentar aus meiner Feder in Ihren elektronischen Briefkästen landete, noch ein kurzer Rückblick. Zwar verliefen die Notenbanksitzungen in Washington und Frankfurt nahezu exakt so, wie es Marktbeobachter zuvor erwartet hatten: Sowohl die US-Notenbank Fed als auch die EZB erhöhten die Leitzinsen Ende Juli um 0,25 Prozentpunkte und kündigten an, weitere Zinsschritte in Abhängigkeit der kommenden Konjunkturdaten zu erwägen. Allerdings bedeutet dies auch, dass beide Notenbanken bereits auf dem Zinsgipfel angekommen sind, bzw. kurz davor stehen sollten, was in der Tendenz die Goldpreise hätte stützen können.
Da die Märkte nach den schwachen Konjunkturdaten der letzten Wochen nun ein ganzes Stück mehr an der Bereitwilligkeit der EZB zweifeln, weiter an der Zinsschraube zu drehen, geriet der Euro zum US-Dollar unter Druck. Die Herabstufung des Ratings der US-Staatsschulden durch eine Ratingagentur hatte zudem zur Folge, dass die Renditen der US-Staatsanleihen deutlich anstiegen, was diese für Anleger attraktiver machte, und ebenfalls eine weitere Aufwertung des US-Dollars zur Folge hatte.
Dies belastete den Goldpreis genauso wie die Tatsache, dass sich im Juli in den USA wieder einige Investoren von börsengehandelten, mit physischem Gold hinterlegten Zertifikaten trennten. Auch an den Terminbörsen der USA wurden in den vergangenen beiden Wochen Kaufpositionen in Gold aufgelöst - und die Gelder stattdessen vermutlich in zinsbringenden Investments geparkt.
Notierte Gold am Freitag vor drei Wochen noch bei 1.970 USD/Unze, stieg es im Anschluss an die Fed-Sitzung Ende Juli bis auf 1.982 USD/Unze an. Seitdem ging es aber in der Tendenz abwärts – meist zwei Schritte runter, einen rauf, zwei runter, usw. -, und zwar bis auf 1.911 USD/Unze heute Nacht. Aktuell startet das Edelmetall bei rund 1.916 USD/Unze in den europäischen Handelstag.
Der Xetra-Gold-Preis hielt sich aufgrund des zum US-Dollar moderat abgewerteten Euros etwas besser. Während der üblichen Handelszeiten handelte Xetra-Gold am Freitag vor drei Wochen noch bei 56,85 €/Gramm. Ende Juli kletterte der Preis bis auf 57,50 €/Gramm, bevor es auch hier talwärts ging. Bis gestern Nachmittag sanken die Preise bis auf 55,85 €/Gramm. Xetra-Gold dürfte heute Morgen bei 56,05 €/Gramm in den Handel starten.
Die Goldpreise dürften weiterhin primär auf die Entwicklung der Renditen der US-Anleihen blicken: Steigen diese weiter – wie zum Bespiel auch gestern Abend – gerät der Goldpreis unter Druck. Sollten die Märkte zu der vollen Überzeugung gelangen, dass die US-Notenbank tatsächlich ihren Zinserhöhungszyklus beendet habe, da die Inflation in den USA weiter auf dem Rückzug sei, dann eröffnet sich hingegen Aufwärtspotenzial für die Goldpreise.
Allen Leserinnen und Lesern wünsche ich ein erholsames Wochenende und gegebenenfalls schöne Urlaubstage.