Goldpreise weiter unter Druck
Marktkommentar Michael Blumenroth – 06.10.2023
Wöchentlicher Marktbericht
Es mag sich ein bisschen langweilig lesen und vielleicht auch nerven – ungefähr so, wie eine Platte, die einen Sprung hat. Aber auch in dieser Woche war das marktbestimmende Thema die starken Bewegungen an den Anleihemärkten, die auf alle anderen Finanzmärkte ausstrahlen. Bis zur Wochenmitte schien es, als würde es für die Renditen der Staatsanleihen kein Halten mehr geben. Die Renditen zehnjähriger US-Treasuries kletterten bis auf 4,88 Prozent, die der 30-jährigen auf 5,01 Prozent – Niveaus, die zuletzt im Jahre 2007 zu beobachten gewesen waren. Zehnjährige Bundesanleihen rentierten in der Spitze mit 3,02 Prozent auf einem Zehn-Jahres-Hoch. Auslöser hierfür waren neue, über den Analysten-Erwartungen liegende Konjunkturdaten aus den USA. Insbesondere der starke Anstieg der Zahl der offenen Stellen in der Privatwirtschaft im August verstärkte an den Märkten die Erwartungen (bei manchen vermutlich eher Befürchtungen), dass die US-Notenbank Fed noch einmal an der Zinsschraube aufwärts drehen könnte, bzw. die Geldpolitik auch mittelfristig lange auf sehr restriktivem Niveau belassen könne.
US-Dollar-Index auf Jahreshoch
Die Renditebewegungen in den USA nahmen für die anderen Märkte in dieser Woche eine Vorreiterrolle ein. Stiegen die Renditen, legte auch der US-Dollar zu. Dieser stieg zur Wochenmitte nicht nur zum Euro, sondern auch in Gestalt des handelsgewichteten US-Dollar-Index auf ein neues Jahreshoch. Des Weiteren gerieten die Rohstoffpreise unter Druck. Nicht nur die Preise der Edelmetalle, sondern auch die der Industriemetalle fielen auf Mehr-Monats-Tiefstände.
Im Endeffekt kehrte der Goldpreis somit zu dem Preisniveau zurück, bei dem er das Jahr 2023 begonnen hatte. Ein kleiner Trost: Sowohl die Preise der übrigen Edelmetalle als auch der sechs an der Londoner Metallbörse gehandelten Industriemetalle sind seit Jahresbeginn – oft deutlich – gefallen.
Goldpreisentwicklung in US-Dollar und Euro
Am Freitag vergangener Woche notierte Gold noch bei 1.870 US$ pro Unze. Nachdem es Freitagnachmittag noch einmal auf 1.880 stieg, ging es seitdem Schritt für Schritt abwärts mit den Preisen. Mit 1.813 wurde es gestern so niedrig gehandelt wie zuletzt im März. Heute Morgen startet Gold bei rund 1.824 in den europäischen Handelstag. Das ist nahezu exakt der erste Kurs, zu dem Gold zum Jahresauftakt 2023 gehandelt wurde.
Auch der Xetra-Gold-Preis orientierte sich im Wochenverlauf südwärts – notiert aber weiter über dem Jahresauftaktpreis. Während der üblichen Handelszeiten handelte Xetra-Gold am Freitag vor drei Wochen noch bei 56,75 € je Gramm, und nach einem kurzen Sprung auf 56,95 ging es auch hier kontinuierlich abwärts - und zwar bis auf rund 55,45 gestern. Xetra-Gold dürfte heute Morgen etwas fester bei rund 55,60 in den Handel starten.
Die Entwicklungen an den Anleihemärkten sollten den anderen Märkten bis auf weiteres die Richtung vorgeben. Heute Nachmittag könnten die US-Arbeitsmarktdaten – insbesondere, falls sie stark von den Erwartungen abweichen – für einiges an Volatilität sorgen. Kommenden Donnerstag liefern die US-Verbraucherpreisdaten ein weiteres Puzzlestückchen hinsichtlich der Frage, wie es mit der Geldpolitik der Fed weitergehen könnte.
Allen Leserinnen und Lesern wünsche ich ein erneut, sonniges Wochenende – bahnt sich etwa ein goldener Oktober an?