Historische Marktbewegungen
Marktkommentar Michael Blumenroth – 06.03.2025
Wöchentlicher Marktbericht
Obgleich ich mich nach langen Jahren der Marktbeobachtung ja schon ein bisschen wie ein alter Hase fühle, waren die Marktbewegungen der vergangenen Tage doch in ihrem Ausmaß etwas, was man wirklich nicht alle Tage sieht.
Insbesondere der Dienstag dieser Woche dürfte in Erinnerung bleiben: Zunächst setzte der US-Präsident tatsächlich die angekündigten Zölle gegenüber Kanada, Mexiko und China in Kraft, was an den Märkten für einen starken Drang in Richtung „sichere Häfen“ sorgte: Sowohl der Schweizer Franken als auch der Yen und Gold waren gefragt. Am Abend stieg dann weißer Rauch aus den Verhandlungsräumen in Berlin auf: Union und SPD, die möglichen Koalitionspartner, wollen Milliardenkredite für Verteidigung und Infrastruktur ermöglichen. Im Raum steht ein „Sondervermögen“ für die Instandsetzung der Infrastruktur mit 500 Mrd. € und eine Ausnahme bestimmter Verteidigungsausgaben von der Schuldenbremse.
Euro und Staatsanleihen im Aufwind
Dies hatte am gestrigen Mittwoch sehr starke Marktreaktionen zur Folge. Der Euro stieg zum US-Dollar auf ein Vier-Monats-Hoch und machte damit seine Verluste seit der US-Präsidentschaftswahl nahezu wieder wett. Die Renditen der Bundesanleihen und der übrigen europäischen Staatsanleihen stiegen ebenfalls deutlich an. Der Renditeanstieg um 30 Basispunkte für die zehnjährigen Bunds war der größte Tagesanstieg seit Beginn der 90-er Jahre.
Goldpreise nehmen wieder Fahrt auf
Was bedeutet dies für die Goldpreise? Ende vergangener Woche waren sie noch unter Druck geraten, es kam zu Gewinnmitnahmen vor dem Monatsende, anscheinend wurden an den Terminbörsen in den USA Gold-Kaufpositionen teilweise aufgelöst. Mit den nahenden US-Zöllen und den turbulenten Kursänderungen an den Aktienmärkten sowie den Friktionen zwischen den USA und der Ukraine über den Weg zu Waffenstillstandsverhandlungen war Gold dann wieder als sicherer Hafen gefragt. Gestern war das Edelmetall zwar etwas hin- und her gerissen zwischen den starken Renditeanstiegen für europäische Anleihen, was eher negativ für den Goldpreis ist, und dem sich verstärkenden Abwertungsdruck auf den US-Dollar, der die Goldpreise eher stützt. Im Endeffekt machten die Notierungen verglichen mit dem Donnerstag vor einer Woche jedoch wieder Boden gut.
Am Donnerstagmorgen vergangener Woche notierte der Goldpreis nämlich um 7 Uhr bei 2.895 US$ je Unze und fiel bis zum Wochenschluss über ein Tief bei 2.833 auf 2.860 US$ pro Unze zurück. Vom Handelsstart am Montag ging es von dort dann aber stramm aufwärts bis auf 2.927 am Dienstag. Gestern Nachmittag rutschte der Goldpreis noch einmal zurück auf 2.895, erholte sich jedoch binnen Stunden zurück auf 2.925. Heute Morgen startete Gold mit 2.920 US$ je Unze in den neuen Handelstag.
Xetra-Gold zeitweise über 89,00 € pro Gramm
Der Xetra-Gold-Preis geriet aufgrund des starken Anstiegs des Euros etwas unter Druck. Während der üblichen Handelszeiten stieg er von 89,00 € pro Gramm am Donnerstagmorgen nach einigen Rücksetzern auf ein Wochenhoch bei 89,35 am Dienstagnachmittag. Nach den Neuigkeiten zum „Sondervermögen“ aus Berlin und der anschließenden Rallye des Euro-Kurses fiel er dann bis auf 86,90 € pro Gramm gestern Nachmittag zurück, ein Niveau, von dem aus der Xetra-Gold-Preis auch heute in den Handelstag starten dürfte.
Heute Nachmittag sollte die EZB die Leitzinsen erneut senken, sich aber möglicherweise vorsichtig hinsichtlich nachfolgender Zinsschritte äußern. Am morgigen Freitag folgen die Arbeitsmarktdaten aus den USA. Im Großen und Ganzen dürften geo- oder fiskalpolitische Entscheidungen jedoch weiterhin kursbestimmend sein.
Allen Leserinnen und Lesern wünsche ich ein nach dieser turbulenten Woche entspannteres Frühlingswochenende.