Kater nach den US-Wahlen

Marktkommentar Michael Blumenroth – 14.11.2024

Wöchentlicher Marktbericht

Auch in dieser Woche wurde an den Finanzmärkten die erwartete Handels- und Zollpolitik der zukünftigen US-Regierung weiter eingepreist. Die Renditen von US-Staatsanleihen stiegen nach einem Feiertag zum Wochenbeginn deutlich an, was erneut in einem Kontrast zu den Renditen europäischer Staatsanleihen stand, die eher etwas nachgaben. Höhere Renditen für an den Märkten als „sicher“ geltende US-Anleihen dürften Anleger aus dem Ausland anlocken, was wiederum die Nachfrage nach US-Dollar erhöht.

Starker US-Dollar

Dieser legte im Wochenverlauf kräftig zu. Zum Euro wertete er beispielsweise gestern auf das höchste Niveau seit 13 Monaten auf, aber auch gegen jede andere Währung verspürt der US-Dollar momentan Rückenwind. Da zudem auch die US-Aktienleitindizes seit vergangenem Mittwoch deutlich zugelegt haben, verabschiedeten sich auch in dieser Woche viele Anleger aus ihren Goldpositionen. Insbesondere an den US-Terminbörsen ließ sich ein weiterer Rückgang der Kaufpositionen beobachten. Wenn man all diese Faktoren zusammennimmt, ist es nicht verwunderlich, dass der Goldpreis im Wochenverlauf weiter nachgab.

Am Donnerstagmorgen vergangener Woche notierte Gold noch bei 2.660 US$ pro Unze. Am Freitag gab es noch einmal eine Gegenbewegung aufwärts auf 2.710, was allerdings von einigen Anlegern anscheinend als Verkaufssignal gewertet wurde. Von 2.685 zum Wochenschluss sank der Preis des Edelmetalls am Montag bis auf 2.612 und dann im Zuge der erneuten US-Dollar Stärke gestern bis auf 2.580 – den niedrigsten Kurs seit Mitte September. Es startet heute Morgen noch schwächer bei rund 2.554 US$ je Unze in den europäischen Handel. 

Xetra-Gold: Euro-Schwäche dämpft Abwertung

Der Xetra-Gold-Preis gab im Vergleich zur Vorwoche ebenfalls nach, wobei die Korrektur durch die Abwertung des Euros zum US-Dollar zumindest etwas abgefedert wurde. Während der üblichen Handelszeiten kletterte er zunächst von 79,50 € pro Gramm am Donnerstagmorgen vergangener Woche bis auf 80,80 am Freitag. Auch hier ging es dann am Montag und Dienstagmorgen spürbar abwärts bis auf 78,40. Danach überkompensierte die Abwertung des Euros den Rücksetzer der Goldpreise in US-Dollar, weshalb der Xetra-Gold-Preis sich auf 79,15 € je Gramm erholte. Er geriet zum Tagesschluss gestern und heute Nacht jedoch ebenfalls unter Druck und dürfte – Stand 8 Uhr – bei rund 77,90 € pro Gramm in den europäischen Handelstag starten. 

Ausblick: Mittelfristig gute Chancen auf Erholung

Die Bildung der neuen US-Regierung und die vermuteten Auswirkungen auf die Zoll- und Handelspolitik der USA dürften auch in den kommenden Tagen den Märkten die Richtung vorgeben. Während kurzfristig der Druck auf die Goldpreise anhalten könnte, dürfte mittelfristig Potenzial für eine Erholung bestehen, sofern die Finanzmärkte im Hinblick auf die möglichen inflationären Gefahren der zukünftigen US-Wirtschaftspolitik und deren Auswirkungen auf die US-Staatsverschuldung das Edelmetall wieder positiver betrachten. Niedrigere Preise könnten zudem die Schmucknachfrage und die Nachfrage der Notenbanken mittelfristig wieder ankurbeln. 

Allen Leserinnen und Lesern wünsche ich eine erfolgreiche Restwoche und etwas Entspannung am Wochenende. 

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