Leichter Gegenwind für Gold
Marktkommentar Michael Blumenroth – 10.11.2023
Wöchentlicher Marktbericht
Recht stürmisch war es in dieser Woche an manchen Tagen. Meistens hatte der Autor dieser Zeilen auf der üblichen Trainings-Laufstrecke während der ersten Hälfte Rückenwind und auf der zweiten Gegenwind, der manchmal recht stramm wurde. Ganz so stark war der Gegenwind für die Goldpreise nicht – allerdings auch etwas mehr als ein laues Lüftchen. Denn – ähnlich wie bei den Ölpreisen, die im Verlauf dieser Woche auf ein Vier-Monats-Tief fielen – wurde auch beim Gold eine Risikoprämie, die sich seit Anfang Oktober aufgrund der angespannten Lage im Nahen Osten aufgebaut hatte, weiter ausgepreist. Einige Anleger, die Gold aus „sicherer Hafen“-Erwägungen heraus kürzlich erworben hatten, trennten sich von einem Teil ihrer Positionen. Dazu beigetragen haben dürften auch die Kursgewinne der US-amerikanischen Aktienleitindizes. Der S&P500 war bis zum Mittwochabend dieser Woche acht Tage hintereinander angestiegen, was ihm nicht allzu oft gelingt.
US-Renditen unter Druck
Zurückzuführen ist dies u.a. auch auf den US-Arbeitsmarktbericht, der am Freitagnachmittag vergangener Woche veröffentlicht worden war. Dieser fiel sowohl was die Anzahl der neugeschaffenen Stellen, den Anstieg der Stundenlöhne als auch die Arbeitslosenquote anbelangt etwas schwächer aus als von Analysten im Konsens erwartet. Dies sorgte für einen weiteren Rücksetzer der US-Renditen, die schon nach der Sitzung der US-Notenbank unter Druck geraten waren. Hatten zehnjährige US-Staatsanleihen kürzlich noch knapp über 5,0 Prozent rentiert, notierten die Renditen am vergangenen Freitag kurze Zeit unter der Marke von 4,50 Prozent.
Die Terminmärkte haben nun eine erste Zinssenkung der US-Notenbank Fed bereits im Juni statt im Juli 2024 eingepreist. Diese Entwicklung, bzw. die niedrigeren Renditen haben den Goldpreis im Wochenverlauf gestützt und vor einem zu starken Absinken bewahrt.
Gold in zeitweise über 2.000 US$ pro Unze
Am Freitag vergangener Woche notierte Gold morgens noch bei 1.988 US$ pro Unze. Unmittelbar nach den für viele Marktbeobachter enttäuschenden US-Arbeitsmarktdaten sprang der Goldpreis noch einmal auf 2.004 US$ je Unze und somit über die magische Marke von 2.000. Bis zum Wochenschluss sanken die Notierungen dann aber auf 1.922 und fielen tendenziell aufgrund des oben erwähnten Auspreisens der Risikoprämie im Wochenverlauf bis auf 1.945 gestern Morgen. Sie erholten sich aber im Tagesverlauf schnell auf 1.965 zurück (waren hier die berühmten „Schnäppchenjäger“ am Werk?) und starten heute Morgen bei rund 1.957 US-Dollar/Unze in den letzten Handelstag der Woche.
Auch der Preis für Xetra-Gold geriet im Wochenverlauf etwas unter Druck. Während der üblichen Handelszeiten handelte es am Freitag vergangener Woche noch bei 60,10 € pro Gramm. Der nach den US-Arbeitsmarktdaten festere Kurs des Euros zum US-Dollar hielt die Notierungen zusätzlich im Zaum. Mit 58,45 fiel der Kurs gestern Vormittag auf ein Wochentief, erhole sich aber leicht und dürfte heute Morgen wieder etwas teurer bei rund 59,00 € pro Gramm in den Handel starten.
Mit Spannung erwarten die Finanzmärkte nun die Veröffentlichung der USA-Verbraucherpreisdaten am kommenden Dienstag. Diese dürften den Märkten kurzfristig die Richtung weisen - insbesondere, falls sie spürbar von den Prognosen abweichen sollten.
Allen Leserinnen und Lesern wünsche ich ein schönes Wochenende – evtl. mit einem netten St. Martins-Umzug oder dem Auftakt der närrischen Karnevalssaison.