Neue US-Regierung im Fokus
Marktkommentar Michael Blumenroth – 23.01.2025
Wöchentlicher Marktbericht
In dieser Woche stehen nicht so sehr Konjunkturdaten im Fokus, sondern die ersten Maßnahmen und Vorhaben der neuen US-Regierung. Die Finanzmärkte schielen dabei mit mindestens einem Auge auf alle Aussagen, die sich auf die US-Handelspolitik und potenzielle Zölle beziehen. Ob berechtigt oder nicht, dies wird sich im Verlauf der kommenden Monate zeigen: Immerhin kam es am ersten Tag der Amtsübernahme Donald Trumps als US-Präsident noch nicht zu einer Erhöhung von Zöllen per Dekret, wie er es während des Wahlkampfes schon mal geäußert hatte. Spät am Abend wurde von ihm zwar die Möglichkeit, auf Importe aus Kanada und Mexiko ab dem 1. Februar Einfuhrzölle in Höhe von 25 Prozent und einen Tag später dann der Gedanke, auf Importe aus China ebenfalls ab dem 1. Februar zusätzliche Zölle in Höhe von 10 Prozent zu erheben, aufgebracht.
Setzt Trump die angedrohten Zölle durch?
Viele Marktbeobachter interpretierten diese Aussagen aber eher dahingehend, dass noch Zeit bliebe, um auf dem Verhandlungsweg diese Zölle abzuwehren. Positiv wurde zudem gewertet, dass noch keine Zölle gegenüber der EU bzw. anderen Ländern und Wirtschaftsräumen explizit mit Prozentsatz und Datum versehen genannt wurden. Und dass gegenüber China nicht ein höherer Zollsatz ins Gespräch gebracht wurde. Ob der Optimismus berechtigt ist, wir werden es sehen. Am Montag und Dienstag wurde zumindest einmal ein Teil der Zoll-Risikoprämie, die in viele Währungen eingepreist worden war, wieder ausgepreist. Insbesondere der US-Dollar ließ Federn. Der Euro, der vor kurzem noch auf ein Zwei-Jahres-Tief zum US-Dollar gefallen war, notierte beispielsweise im Wochenverlauf rund 2,5 Prozent höher als an diesem Tief.
Gold erzielt Wochengewinn
Da hohe Zölle höhere Inflation und damit auch höhere Zinsen und Renditen bedeuten könnten, wurde auch hier ein Teil der Risikoprämie ausgepreist, was heißt, die Renditen gaben zu Beginn der Woche moderat nach. Hatten die Goldpreise den zuvor sehr festen Kurs des US-Dollars und das ungewohnt hohe Renditeniveau bereits erfolgreich und relativ bravourös „weggeatmet“, so erhielten sie in dieser Woche einen zusätzlichen Schub, als sich die Verhältnisse bei Währungen und Renditen umkehrten.
Am Donnerstag vergangener Woche, notierte Gold morgens bei 2.703 US$ pro Unze. Nachdem es den gesamten Freitag über der Marke von 2.700 notierte, rutschte es am Montagmorgen zum Handelsbeginn zwar noch einmal kurz darunter auf etwa 2.690. Danach ging es aber stramm aufwärts bis auf 2.763 am späten Mittwochvormittag. Von dort kam es wieder etwas zurück auf 2.755 US$ je Unze am Donnerstagmorgen.
Starker Euro wirkt leicht dämpfend auf Xetra-Gold
Der Xetra-Gold-Preis erzielte bis dato ebenfalls einen Wochengewinn, obgleich der festere Kurs des Euros ihn etwas ausbremste. Während der üblichen Handelszeiten stieg er somit von 84,35 € pro Gramm am Donnerstagmorgen auf 85,10 am Nachmittag. Am Montag ging es – fester Euro – abwärts auf das Wochentief bei 83,55 m, bevor auch hier am Mittwoch ein Wochenhoch bei 85,25 markiert wurde. Der Xetra-Gold-Preis startete heute Morgen bei rund 85,15 € pro Gramm in den Handelstag.
Heute äußert sich um 17 Uhr unserer Zeit Donald Trump per Videoschalte beim World Economic Forum in Davos. Obgleich morgen wichtige Frühindikatoren, nämlich die Einkaufsmanagerindizes für die Eurozone, veröffentlicht werden und in der kommenden Woche die US-Notenbank sowie die EZB tagen werden, dürften die Märkte weiterhin primär von Ankündigungen oder Beschlüssen der neuen US-Regierung bewegt werden.
Allen Leserinnen und Lesern wünsche ich ein entspanntes Wochenende, bereits das letzte in diesem Januar.