Nur kurz ausgebremst
Marktkommentar Michael Blumenroth – 20.02.2025
Wöchentlicher Marktbericht
Dass die Rekordjagd der Goldpreise keine Einbahnstraße ist, unterstrich der vergangene Freitag, an dem die Notierungen kurz vor Wochenschluss um rund zwei Prozent abtauchten. Einen konkreten, fundamentalen Auslöser dafür gab es im Prinzip nicht, weshalb der Gedanke naheliegt, dass dieser Kursrücksetzer Gewinnmitnahmen spekulativ orientierter Marktteilnehmer zu „verdanken“ war. Allerdings war auch dieser Rückschlag nur von kurzer Dauer, bereits gestern kletterte das edelste aller Metalle wieder auf ein neues Rekordhoch.
Drohende US-Zölle und Ukrainekrieg beunruhigen Anleger
Übergeordnet dürfte die Nachfrage nach „sicheren Häfen“ anhalten. Am Dienstagabend meldete sich erneut US-Präsident Trump zum Thema „Zölle“ zu Wort: Er stellte in Aussicht, auf Automobil-, Halbleiter- und Pharmaimporte möglicherweise Zölle in Höhe von 25 Prozent zu erheben. Eine Bekanntmachung dazu könnte bereits am 2. April erfolgen. Auf die Frage nach Abgaben auf Pharmazeutika und Halbleiterchips hieß es sogar weiter: “Es werden 25 Prozent und mehr sein, und es wird im Laufe eines Jahres deutlich höher werden.” Weiterhin im Fokus stehen zudem die Gespräche zwischen Russland und den USA und deren Konsequenzen auch für die europäischen Länder. Finanzmärkte mögen Unsicherheit nicht, Investoren versuchen dementsprechend mittels vermeintlich „sicherer Häfen“ ihre Portfolios zu diversifizieren.
Makroökonomische Daten spielen hier etwas die zweite Geige. Dies könnte sich vermutlich erst Anfang März wieder ändern.
Gold in US-Dollar am Mittwoch auf Rekordhoch
Am Donnerstagmorgen vergangener Woche notierte der Goldpreis bei 2.920 US$ pro Unze, bevor er sich am Freitagvormittag bis auf 2.940 weiter vorarbeitete. Freitagnachmittag und -abend fiel der Preis dann wie oben erwähnt spürbar abwärts, und zwar bis auf 2.877. Bereits am Montag eroberte das gelbe Metall die Marke von 2.900 US$ pro Unze zurück und markierte gestern Vormittag bei 2.947 ein neues Rekordhoch. Hier ging dem Edelmetall dann aber etwas die Luft aus (erneute Gewinnmitnahmen?). Es setzte rund 30 US$ pro Unze zurück, konnte sich jedoch erneut recht schnell erholen und startet heute Morgen mit 2.946 haarscharf unterhalb des Rekordhochs in den neuen Handelstag – de facto handelte es kurz bei 2.946,90 US$ pro Unze.
Xetra-Gold handelt wieder über 90 € pro Gramm
Der Xetra-Gold-Preis streifte haarscharf an seinem in der Vorwoche erzielten Allzeithoch vorbei. Während der üblichen Handelszeiten fiel er zunächst von 89,85 € pro Gramm am Donnerstagmorgen vergangener Woche auf 88,50 am Freitag zurück. Auch hier ging es dann aufwärts bis auf 90,90 gestern Vormittag (5 Cent unterhalb des Rekordpreises der Vorwoche), bevor es nachmittags retour bis auf 90,20 ging. Nach einer Erholung bereits gestern am späten Nachmittag dürfte der Xetra-Gold-Preis heute Morgen bei rund 90,80 € pro Gramm in den Handelstag starten.
Am morgigen Freitag dürften die Daten zu den Einkaufsmanagerindizes in der Eurozone im Mittelpunkt des Interesses stehen. Auf mittlere Sicht werden die Märkte weiterhin auf alle Äußerungen und Nuancen der Rhetorik hinsichtlich geo- und handelspolitischer Vorhaben der USA blicken.
Allen Leserinnen und Lesern wünsche ich einen sonnigen Vorgeschmack auf den Frühling, den uns dieses Wochenende ja liefern soll.