Recycling: Wäre ein geschlossener Gold-Kreislauf möglich?
ESG Arnulf Hinkel, Finanzjournalist – 13.03.2023
In einem Interview mit BNN Bloomberg hat Stephen Lezak, Rohstoff- und Nachhaltigkeitsexperte an der Universität Oxford, seine Forschungsergebnisse bezüglich einer langsamen Transformation der Goldgewinnung aus Minen und Recycling hin zu reinem Recycling dargelegt. Er kommt zu dem Schluss, dass auf diese Weise ein geschlossener Kreislauf entstehen würde, der den ökologischen Fußabdruck des Edelmetalls minimieren könnte. Lezak weist darauf hin, dass Gold praktisch unvergänglich ist und bis Ende 2022 bereits 208.875 Tonnen des Edelmetalls gefördert wurden, die theoretisch zur Verfügung stehen. Was ist dran an seiner These?
Bislang stammt ein Viertel der jährlichen Goldproduktion aus Recycling
2022 wurden – ganz ähnlich wie in den Jahren zuvor – 4.754 Tonnen Gold produziert, wovon 3.612 Tonnen durch die Fördertätigkeit aus Goldminen stammten und 1.144 Tonnen aus Recycling. Der Recyclinganteil bewegte sich in der Vergangenheit meist zwischen 24 und 27 Prozent, fiel aber auch schon deutlich höher aus, wie 2009 mit 42 Prozent. Grund dafür war ein hoher Goldpreis, der Besitzer von Altgold verstärkt zu dessen Verkauf motivierte. Wenn man bedenkt, dass mit ebenfalls 42 Prozent der bei weitem größte Anteil der jährlichen Goldnachfrage durch Schmuckhersteller gedeckt wird, könnte hier durchaus ein Wachstumspotenzial schlummern. Auch die Tatsache, dass das sogenannte Urban Mining – die Rückgewinnung von Gold aus Elektroschrott – noch längst nicht ausgeschöpft wird, spricht für einen deutlich höheren potenziellen Recyclinganteil in der Goldproduktion.
Wie würden Goldnachfrage und Goldpreis reagieren?
2022 wurden rund 22 Prozent der jährlichen Goldproduktion von Investoren und 17 Prozent von Zentralbanken nachgefragt. Gold – schon immer ein knappes Gut – würde noch knapper werden, was sich positiv auf den Preis und damit auch auf das Altgoldangebot auswirken könnte. Gleichzeitig würden Investoren bei gleicher Investitionssumme weniger Gold kaufen können und Goldschmuckkäufer möglicherweise auf geringere Reinheitsgrade ausweichen müssen.
Das von Stephen Lezak dargestellte Szenario ist übrigens nicht rein hypothetisch: Laut des Jahresberichts 2019 des U.S. Geological Survey könnten die heute wirtschaftlich abbaubaren Goldvorkommen der Erde bereits 2034 erschöpft sein.
(Quelle für alle verwendeten Daten: World Gold Council)