Renditen versus Gold
Marktkommentar Michael Blumenroth – 18.08.2023
Wöchentlicher Marktbericht
Trotz Sommerferienzeit war die bald abgelaufene Woche an den Finanzmärkten äußerst spannend. Wobei denjenigen unter uns, die im Rhein-Main-Gebiet wohnen, als Highlight der Woche das schwere Unwetter vom Mittwochabend in Erinnerung bleiben dürfte. Der Autor dieser Zeilen ist äußerst dankbar dafür, dass der über die Ufer getretene nahegelegene Bach zwar Straßen und Rasenflächen weiträumig überschwemmte, der Wasserstand jedoch ein oder zwei Zentimeter vor Erreichen der Kellerfenster nicht mehr weiter anstieg.
Unwetter und reinigende Gewitter gab es an den Märkten zwar nicht. Aber viele Marktakteure dürften von dem Anstieg der Renditen in den USA auf dem falschen Fuß erwischt worden sein. Mit 4,31 Prozent rentierten nämlich zehnjährige US-Staatsanleihen auf dem höchsten Niveau seit 16 Jahren. 30-jährige Anleihen brachten mit rund 4,40 Prozent sogar noch etwas mehr Rendite. Da viele Marktakteure auf der Suche nach „sicheren Anlagen“ oft zwischen Gold und Staatsanleihen wählen, dürften solche „sicheren“ Renditen für diese einfach zu verlockend sein, um hier nicht zuzugreifen. Deshalb wurden anscheinend weiterhin Anlagegelder aus Goldpositionen abgezogen und in Staatsanleihen umgeschichtet. Heute Nacht kam es zu einer leichten Gegenbewegung bei den Renditen – vermutlich Gewinnmitnahmen bei „Short“-Positionen bzw. Glattstellungen vor dem Wochenende.
Ein Nebeneffekt der steigenden Renditen ist, dass auch der US-Dollar Rückenwind verspürte und bis zum gestrigen Donnerstag gegenüber vielen Währungen deutlich zulegen konnte. Insbesondere die anhaltende Schwäche der Währungen Chinas und Japans, die zum Greenback fast auf ein 16- bzw. 33 Jahres-Tief abwerteten, dürfte die Nachfrage nach physischem Gold in Asien momentan belasten. Dem Gegenwind konnten die Goldpreise nicht wirklich standhalten, weshalb das gelbe Metall nun leicht unter der Marke von 1.900 USD/Unze notiert.
Am Freitag vergangener Woche notierte Gold noch bei 1.916 USD/Unze. Nach einem gleichtägigen Ausflug auf das Wochenhoch bei 1.921 USD/Unze bewegte sich das gelbe Metall aber dann Tag für Tag ein Stück südwärts und markierte neue Wochentiefs – oft spiegelbildlich zum Anstieg der Renditen. Bei 1.885 USD/Unze war nun gestern erst einmal Schluss mit der Talfahrt. Aktuell startet es bei rund 1.893 USD/Unze in den europäischen Handelstag.
Der Xetra-Gold-Preis hielt sich erneut aufgrund des zum US-Dollar schwächeren Euros etwas besser. Während der üblichen Handelszeiten notierte Xetra-Gold am Freitag vergangener Woche noch bei 56,05 €/Gramm und markierte bei 56,35 €/Gramm am Montag bzw. 55,70 €/Gramm gestern das Wochenhoch bzw. -tief. Xetra-Gold dürfte heute Morgen etwas erholt bei 55,95 €/Gramm in den Handel starten.
Die Goldpreise dürften weiterhin mit mehr als nur einem Auge auf die Entwicklung der Renditen der US-Anleihen schielen. Mit Spannung wird das Symposium der US-Notenbank Fed Ende kommender Woche in Jackson Hole erwartet. Hiervon erhoffen sich viele Marktbeobachter neue Impulse für die Märkte.
Allen Leserinnen und Lesern wünsche ich ein sonniges, gewitterfreies Wochenende und gegebenenfalls noch ein paar schöne Urlaubstage.