US-Inflationsdaten wirken für Gold wie eine Art „Partyschreck“

Marktkommentar Michael Blumenroth – 15.02.2024

Wöchentlicher Marktbericht

Wochenlang hielt sich der Goldpreis über der Marke von 2.000 US$ je Unze – meist um 2.030 US$ herum. Und dies, obwohl seit Jahresbeginn die Renditen der US-Staatsanleihen deutlich angestiegen waren und auch der US-Dollar seit Anfang Januar in der Breite aufgewertet hatte – beides unter gewöhnlichen Umständen nachteilig auf die Goldpreise einwirkende Faktoren.

Dann kamen aber am Dienstag die Daten zur Entwicklung der US-Verbraucherpreise im Januar, die dann im Endeffekt doch einen massiven Einfluss auf die Bewegungen an den Finanzmärkten hatten. Der Inflationsdruck hält nämlich in den USA hartnäckiger an als von Analysten im Vorfeld erwartet. Hatten diese im Schnitt einen Rückgang der Inflationsrate von 3,4 Prozent im Dezember auf 2,9 Prozent im Januar erwartet, stiegen die Verbraucherpreise stattdessen um 3,1 Prozent zum Vorjahresmonat.

Aus Sicht der Finanzmärkte dürfte jedoch entscheidender sein, dass die um Energie- und Lebensmittelpreise bereinigte Kerninflationsrate bei 3,9 Prozent verharrte, anstatt wie prognostiziert um 0,2 Prozentpunkte zu sinken. Unmittelbare Auswirkungen hatten diese Daten auf die an den Terminmärkten eingepreisten Wahrscheinlichkeiten für die Zinswende der US-Notenbank Fed.

Fed dämpft Erwartungen für Leitzinssenkungen

Anstelle von noch vor Kurzem eingepreisten sechs Leitzinssenkungen zu jeweils 0,25 Prozentpunkten werden an den Zinsmärkten nun nur noch rund vier für 2024 erwartet. Waren die Zinsterminmärkte lange Zeit von einer ersten Zinssenkung bereits im Rahmen der März-Sitzung ausgegangen, fokussieren sich diese Erwartungen seit Bekanntgabe der Januar-Inflationsdaten nun auf die Juni-Sitzung. Infolgedessen stiegen am Dienstag die Renditen der US-Staatsanleihen insbesondere in kurz- bis mittelfristigen Laufzeiten um mehr als 0,15 Prozentpunkte an. Auch der US-Dollar verspürte Rückenwind und wertete zum Euro rund einen Cent auf. Die Aktienmärkte und Gold gerieten hingegen unter Abgabedruck.

Gold in US-Dollar unter 2.000-Marke

Am Freitag vorvergangener Woche notierte das edle Metall morgens noch bei 2.056 US$ pro Unze. In der Folgewoche handelte es dann mehr oder weniger unentschlossen in einem Seitwärtstrend von etwa 2.020 / 2.040 US$ je Unze, weil kaum marktbewegende Daten veröffentlicht wurden. Die Talfahrt begann dann nach der Veröffentlichung der oben genannten US-Inflationsdaten. Gold stürzte gleichtägig von 2.030 auf 1.990 ab, und gab am Mittwoch um weitere 5 US$ auf 1.985 nach. Erstmals seit Jahresbeginn unterschritt das edle Metall somit die Marke von 2.000 US$ je Unze.

Xetra-Gold im Wochentief unter 60 € pro Gramm

Auch der Xetra-Gold-Preis verspürte Gegenwind, wenngleich durch den etwas schwächeren Kurs des Euros zum US-Dollar abgemildert. Von 60,75 € pro Gramm am Freitagmorgen vorvergangener Woche bzw. 61,00 Mitte vergangener Woche setzte der Preis bis zum Wochenschluss der letzten Woche leicht zurück. Nach Veröffentlichung der Inflationsdaten der USA sank der Xetra-Gold-Preis dann von 60,60 auf 59,55 € je Gramm gestern Nachmittag.

Heute Nachmittag werden Daten zu den US-Einzelhandelsumsätzen veröffentlicht und am Freitag weitere potenziell marktbewegende Konjunkturdaten. Dafür feiern die US-Amerikaner dann am Montag den „Presidents' Day“, während China aus den Neujahrsfeierlichkeiten zurückkehrt. Die Märkte werden weiterhin alle Daten, die auf die Geldpolitik der Fed einwirken könnten, mit Argusaugen einer Prüfung unterziehen.

Allen Leserinnen und Lesern wünsche ich ein vorfrühlingshaftes, schönes Wochenende.

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