Viel mehr als ein sicherer Hafen: Was den Goldpreis langfristig antreibt
Aktuelles Arnulf Hinkel, Finanzjournalist – 29.10.2024
Das Edelmetall gilt seit jeher als Krisenschutz und Wertspeicher in unsicheren Zeiten, und die Entwicklungen in diesem Jahr bestätigen einmal mehr diesen Ruf. Die außerordentliche Performance von Gold ist zuallererst den herrschenden geopolitischen Krisen und aktuellen Ereignissen wie den US-Wahlen im November zuzuschreiben – in etwas geringerem Maße aber auch anderen Faktoren wie der Inflation bzw. den Zinsentscheidungen der Zentralbanken. Über längere Zeiträume, wie etwa seit der Freigabe des Goldpreises aufgrund der Aufgabe des Bretton-Woods-Systems 1971, zeichnet sich jedoch ein Bild, das Gold in einem anderen Licht beleuchtet.
Beitrag von Gold zur Portfolio-Performance oft unterschätzt
Dass eine Beimischung von Gold die risikobereinigte Rendite eines Anlegerportfolios verbessern und die Volatilität eines typischen Aktien/Anleihen-Portfolios reduzieren kann, ist durch Studien wie zuletzt „Gold als Anlageklasse für institutionelle Investoren“ von Mercer 2024 hinreichend belegt. Weit weniger untersucht wurde bislang, wie stark Gold zur Gesamtperformance eines Portfolios beitragen kann – und bei den existierenden Studien werden oft wichtige Faktoren nicht berücksichtigt. So werden laut World Gold Council z.B. bei der langfristigen Betrachtung der Wertentwicklung von Gold die Jahre der Goldpreisbindung oft miteingerechnet. Außerdem wird die duale Rolle von Gold als Wertanlage und zugleich Rohstoff häufig nicht hinreichend berücksichtigt.
Weltkonjunktur langfristiger Hauptmotor der Goldpreisentwicklung
Die aktuelle Studie „Gold’s long-term expected return” des World Gold Council kommt zu dem Ergebnis, dass über einen sehr langen Zeitraum hinweg noch stärker als Inflation und Krisensituationen das Weltwirtschaftswachstum die Performance von Gold bestimmt. Darüber hinaus hat sich der Goldpreis in den letzten 53 Jahren im Durchschnitt analog zum weltweiten Bruttosozialprodukt entwickelt, dieses jedoch in seiner Entwicklung übertroffen. So stieg das globale Bruttosozialprodukt seit 1971 jährlich um durchschnittlich 7,8 Prozent, der Goldpreis um 8,0 Prozent. Die Studie belegt außerdem am Beispiel der Entwicklung des US-amerikanischen Verbraucherpreisindex CPI, dass Gold im Durchschnitt seine Aufgabe als Inflationsschutz und Wertspeicher in diesem langen Zeitraum deutlich übererfüllt hat: der CPI stieg jährlich nämlich nur um durchschnittlich 3,9 Prozent.