Wie entwickelt sich die Goldproduktion weiter?
Aktuelles Arnulf Hinkel, Finanzjournalist – 23.07.2020
Während der ersten Phase der Corona-Pandemie, als in vielen Ländern ein Lockdown herrschte, konnten Goldhändler nicht immer die sprunghafte gestiegene private Nachfrage nach Goldbarren und -münzen sofort befriedigen, was bei einigen Anlegern Unsicherheit hervorrief, ob dies bei einer anhaltenden Goldrally zum Dauerzustand werden könnte. In der Zwischenzeit ist klar, dass der Goldnachfrage ausreichend Angebot gegenübersteht – und nach Ansicht der zur Ratingagentur Fitch gehörenden Unternehmensberatung Fitch Solutions wird die Goldminenproduktion in den nächsten 10 Jahren weiter zunehmen.
Verdopplung des jährlichen Wachstums
Stieg die Goldminenproduktion von 2016 bis 2019 um durchschnittlich 1,2 Prozent im Jahr, soll laut der Analysten von Fitch Solutions bis Ende dieses Jahrzehnts ein jährliches Wachstum von 2,5 Prozent erreicht werden. Die Experten beurteilen das Wachstumspotenzial der Hauptförderländer von Gold allerdings sehr unterschiedlich: So erwarten sie vom Goldlieferanten Nr. 1, China, nur ein moderates Wachstum der Produktion um etwa 0,2 Prozent jährlich. Als Grund dafür nennt Fitch Solutions die strikten Umweltauflagen, die chinesische Goldminen mittlerweile befolgen müssen, was bereits eine Konsolidierung auf dem Sektor in Gang gesetzt hat. Während die Analysten auch für Australien ein eher moderates Wachstum prognostizieren, erwarten sie für Russland ein deutliches Plus von bis zu 3,7 Prozent jährlich, wodurch Russland China den Rang als Hauptproduzent von Gold streitig machen könnte.
Recycling spielt eine immer größere Rolle
Obwohl der Anteil von recyceltem Gold an der Gesamtproduktion jährlich um ca. 4 Prozent steigt, unterliegt er nach wie vor starken Schwankungen: 1999 stammten gerade mal 17 Prozent des Goldangebots aus Recycling; im Krisenjahr 2009 waren es 40 Prozent. Das liegt daran, dass die Recyclingmengen zu 75 Prozent vom jeweiligen Goldpreis abhängen, was bedeutet, dass Recycling in der absehbaren Zukunft eine noch deutlich größere Rolle spielen dürfte. Das Potenzial von recyclingfähigem Gold z. B. aus Elektroschrott oder Kraftfahrzeugen wird bislang jedenfalls noch nicht annähernd ausgeschöpft.