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Verwendung von Gold: So vielseitig ist das Edelmetall

Goldwissen Arnulf Hinkel, Finanzjournalist – 30.04.2021

Gold ist weit mehr als ein sicherer Hafen für Anleger oder wertvoller Schmuck: Moderne Medizin und smarte Technologien sind ohne Gold kaum denkbar.

 

Seit seiner Entdeckung in der frühen Kupferzeit um 5200 v. Chr. erfreut sich Gold großer Beliebtheit: Die besonderen Eigenschaften des edelsten aller Metalle machten es von Anfang an zu einem begehrten Werkstoff. Während sein unvergänglicher Glanz und seine Seltenheit es zum prädestinierten Objekt zur Demonstration von Reichtum und zum zuverlässigen Speicher von eben diesem Reichtum machten. Diese Wertaufbewahrungsfunktion führte konsequenterweise dazu, dass Gold um ca. 560 v. Chr. auch als weltweit anerkannte Währung eingeführt wurde. In vielen Ländern ist Gold auch heute noch offizielles Zahlungsmittel.

In Krisenzeiten wird Gold als sicherer Hafen und Inflationsschutz geschätzt, so auch 2020, als sich die Corona-Pandemie auf der ganzen Welt ausbreitete: 896 Tonnen Gold wurden in diesem Jahr zur Herstellung von Goldmünzen und -barren verwendet. Weitere 877 Tonnen flossen in die Besicherung von Goldfonds und mit physischem Gold gedeckten ETCs. Auch die Zentralbanken erweiterten 2020 ihre Goldreserven um 273 Tonnen.

Insgesamt jedoch wurden 2020 ganze 3,760 Tonnen Gold nachgefragt. Was ist mit den restlichen 1,714 Tonnen geschehen? Nun, mit 1,412 Tonnen floss der Löwenanteil in die Produktion von hochwertigem Schmuck und Luxusaccessoires. Die verbleibenden 302 Tonnen dienten unterschiedlichsten Zwecken im industriellen Technologiesektor sowie in Forschung und Medizin.

Goldschmuck: unvergleichliches Accessoire seit 7.000 Jahren

Das Edelmetall hat einen einzigartigen Glanz und korrodiert im Gegensatz zu den meisten anderen Werkstoffen nicht, d.h. Gold reagiert nicht auf Sauerstoff und wird daher niemals matt. Weitere Vorteile von Gold sind der niedrige Schmelzpunkt sowie die relativ einfache Verbindung mit anderen Metallen wie Silber, Kupfer, Platin oder Nickel zu sogenannten Goldlegierungen, die das Edelmetall zum Einsatz in der Schmuckherstellung prädestinieren – und dies schon seit mindestens 7000 Jahren, wie die Goldschmuckfunde im Gräberfeld von Varna in Bulgarien belegen.

Auch wichtig: Im Gegensatz zu vielen anderen Metallen löst es bei Menschen äußerst selten allergische Reaktionen aus.

In bestimmten Regionen hat Goldschmuck neben seiner Aufgabe als Zierde auch eine große traditionelle Bedeutung. In weiten Teilens Asiens, wo beispielsweise zum chinesischen Neujahrsfest und während der indischen Hochzeitssaison so viel Schmuck aus Gold gekauft wird, dass die weltweite Goldnachfrage zu diesen Zeitpunkten signifikant ansteigt.

Schmuck ist eines der Einsatzgebiete von Gold, bei denen das Edelmetall praktisch keinerlei Schwund unterworfen ist: Altgold wird zu 100 Prozent recycelt und dem Kreislauf der Schmuckherstellung wieder hinzugefügt. Ähnlich einfach funktioniert das Recycling bei alten Münzen und Barren sowie Zahngold und Gold, das in der chemischen Industrie verwendet wird. Deutlich aufwändiger gestaltet sich das Recycling von Gold aus sogenanntem Elektroschrott. Es gibt viele technische Geräte wie z.B. Smartphones, PC-Platinen oder Kraftfahrzeuge, bei denen bis heute noch nicht alles Gold zurückgewonnen wird.

Technologiesektor: Der Bedarf an Gold wächst ständig

Die bereits erwähnte nicht-korrosive Eigenschaft macht Gold überall dort unverzichtbar, wo in der Elektronik Kontakte und Schaltungen im Niederspannungsbereich verwendet werden. Das gilt für alle modernen computergesteuerten Geräte wie Smartphones, Tablets oder intelligente Sicherheitstechnologien. Kontakte und Flächen aus anderen Edelmetallen bilden Oxidschichten, die bei elektrischen Spannungen unter 10 Volt den Stromfluss behindern. Deshalb findet Gold mit seiner guten elektrischen Leitfähigkeit in allen qualitativ hochwertigen Steckverbindungen, Relais, Leiterplatten oder Bonddrähten auf Platinen und Micro-Chips Verwendung.

Was Gold außerdem für den Technologiebereich so wertvoll macht, ist seine fast unbegrenzte Dehnbarkeit: Aus einem Gramm Gold kann ein Draht von 3 Kilometern Länge gezogen oder ein 9 Quadratmeter großes Stück Blattgold gehämmert werden. Diese Eigenschaft von Gold hat erst den Einzug von Elektronik in vielen Bereichen des Alltags ermöglicht, die sonst undenkbar wären, wie z.B. Smart Wearables – Kleidung, die mitdenkt, Nutzerdaten misst und kommuniziert.

Die extreme Flexibilität des Edelmetalls in Verbindung mit der Eigenschaft, Infrarotstrahlen zu reflektieren, wird auch in der Optik genutzt. Eine hauchdünne Beschichtung von Handydisplays, Fernsehern, Monitoren, Fenster, Objektiven und Strahlenteilern führt dazu, dass Wärme nicht weitergeleitet, sondern reflektiert wird. Dank der immer stärkeren Verbreitung von smarten Applikationen im Alltag gewinnt die Verwendung von Gold im Technologiesektor ständig an Bedeutung – eine Entwicklung, die sich auf absehbare Zeit fortsetzen wird.

Gold in der Medizin – Anwendung bei Therapie und Diagnose

Eine weitere Eigenschaft von Gold, die viele nicht kennen: Das Edelmetall ist für den Menschen ungiftig. Nicht nur Fußballer und Wall-Street-Banker haben unter Beweis gestellt, dass man mit Gold „veredelte“ Steaks oder Burger ohne Schaden für die Gesundheit verzehren kann. Im Gegenteil: Die Überzeugung, dass die Einnahme von Gold Krankheiten heilen kann, wird von der traditionellen chinesischen Medizin (TCM) bereits seit rund 4500 Jahren vertreten. Damals diente das Edelmetall noch in Reinform als Medizin – mit magerem Erfolg, da der Organismus das Gold nur schlecht aufnehmen konnte.

Das änderte sich grundlegend im 12. Jahrhundert, als das Aqua Regia entwickelt wurde, in dem Gold in Salz- und Salpetersäure aufgelöst wurde und die dadurch entstehenden Goldsalze vom menschlichen Körper sehr viel besser verwertet werden konnten. Medizinwissenschaftlich eingehend untersucht wurde Gold von Robert Koch im späten 19. Jahrhundert. Zunächst wurde das Edelmetall zur Behandlung von Tuberkulose und Geschlechtskrankheiten eingesetzt, später auch zur Therapie von rheumatischen Beschwerden. Letzteres wird auch heute noch erfolgreich durchgeführt.

In den letzten Jahren spielen vor allem Gold-Nanopartikel eine zukunftsweisende Rolle in der modernen Medizin. So haben beispielsweise Schweizer Wissenschaftler einen völlig neuartigen Ansatz zur Entwicklung von Breitband-Virostatika entdeckt: Gold-Nanopartikel können Viren im menschlichen Körper so modifizieren, dass sie harmlos werden.

Gold dient jedoch nicht allein zur Therapie von Krankheiten, sondern auch zur Erkennung: Ganz gleich ob zur raschen Erkennung von Schwangerschaften, bakteriellen Infektionen oder Viruserkrankungen durch Covid-19 oder HIV: Bei Schnelltests sind kolloidale Gold-Nanopartikel schon lange unverzichtbarer Bestandteil. Auch bei der Entwicklung schneller und kostengünstiger Diagnostiktests für verschiedene Krebsarten wie z.B. Prostatakrebs werden Gold-Nanopartikel eingesetzt.

Raumfahrt: Ohne Gold kein Trip ins All

Ganz gleich ob bemannt oder nicht: In allen von der Erde ins Weltall geschickten Flugkörpern wie Raumfähren und Satelliten ist Gold verbaut, um Langlebigkeit und Schutz vor der schädlichen Sonneneinstrahlung zu gewährleisten. Nicht nur Kameraobjektive und Visiere der Raumanzüge sind mit einer Goldschicht vor der UV-Strahlung geschützt, auch die Raumschiffe und Satelliten selbst sind mit einer goldhaltigen Polyesterschicht überzogen, um die Temperaturstabilität im Inneren der Flugkörper sicherzustellen.

Auch wird bei beweglichen Teilen kein Schmieröl verwendet, das sich unter den extremen Klimabedingungen im Weltall zersetzen würde, sondern Gold, das in einer hauchdünnen Schicht zwischen den beweglichen Teilen für eine reibungslose und wartungsfreie Funktionalität sorgt. Möglich wird dies durch die Eigenschaft der Goldmoleküle, sich bei Belastung immer wieder neu zu formieren.

Ausblick: Immer neue Einsatzgebiete für Gold in Technik und Medizin

Die Hauptnachfrage nach Gold wird perspektivisch weiter aus der Schmuckindustrie kommen. Ebenso wird das Edelmetall sicher auch in Zukunft von Anlegern als sicherer Hafen und Portfoliostabilisator geschätzt werden – entweder in Form von Münzen bzw. Barren oder als Goldfonds respektive ETCs mit physischer Besicherung durch Goldbarren. Natürlich wird die Nachfrage im Zeitablauf immer wieder Schwankungen unterworfen sein: In Krisenzeiten ist Gold stärker als Anlage und Inflationsschutz gefragt, in Zeiten wachsenden Wohlstands mehr in Form von teurem Schmuck. Diese Dynamik besteht schon seit Jahrtausenden.

Deutlich mehr Neues wird sich bei der Verwendung von Gold in innovativen Technologien sowie bei der Forschung und Entwicklung neuartiger Medikamente und Therapien in der Humanmedizin tun: So werden smarte Diagnosetechnologien durch Gold-Nanopartikel erst möglich, und goldgestützte Antibiotika könnten in den kommenden Jahrzehnten eine zentrale Rolle im Kampf gegen Infektionen spielen. Ein anderes Beispiel: Das 2019 entwickelte 2D-Gold, das eine Million Mal dünner als ein Fingernagel ist, ermöglicht die Produktion künstlicher Enzyme, um Wasser zu reinigen oder die Herstellung von elektronischer Tinte.

Arnulf Hinkel

Finanzjournalist

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