Goldfixing: Feststellung des Weltmarktpreises für Gold

Die Zahl des Monats Februar: 1919

Wer stellt wo den Goldpreis fest und wie genau funktioniert das?
Börsenexperte Markus Koch kennt die Antwort!

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1919

Die Voraussetzungen für London, zum Mittelpunkt des weltweiten Goldhandels aufzusteigen, wurden bereits 1694 geschaffen, als die neugegründete Bank of England das Bankhaus Mocatta zum exklusiven Gold- und Silberbroker kürte. Es dauerte jedoch weitere 225 Jahre, bis auf dem Londoner Bullion Market das sogenannte Goldfixing, die Feststellung des Weltmarktpreises für Gold, erstmals vollzogen wurde. Diese neue, bis heute bestehende Marktstruktur, wurde erst am 12.09.1919 auf Wunsch der Bank of England eingeführt. Sie führte zu einer deutlich erhöhten Transparenz am Goldmarkt und ermöglichte engere Handelsspannen für Käufer und Verkäufer. Seitdem stellt das täglich zweimal durchgeführte Goldfixing den Referenzkurs im außerbörslichen Großhandel mit physischem Gold. Neben Goldgroßhändlern, Raffinerien und Bergbauunternehmen nutzen auch die meisten Zentralbanken den beim Goldfixing festgestellten Preis, um den Wert ihrer Goldreserven zu aktualisieren. Auch dient der Londoner Goldpreis auf dem Markt für Gold-Derivate zur Bewertung von Swaps und Optionen.

Preistransparenz: Kein Zustand, sondern ein Prozess

Anfangs wurde das Goldfixing von nicht mehr als fünf Londoner Geldhäusern durchgeführt, den Bullionbanken, allesamt Mitglieder des London Bullion Market. Die Händler der Banken trafen sich zunächst nur einmal täglich um 11:30 Uhr MEZ in den Räumen des Bankhauses Rothschild, um die Kauf- und Verkaufsangebote ihrer Kunden zu vergleichen und abzustimmen. Der Goldpreis, bei dem sich Angebot und Nachfrage im Gleichgewicht befanden, wurde fixiert und bekanntgegeben. Als Basis für die Preisfestsetzung wurde also nur ein kleiner Teil der gesamten Goldumsätze herangezogen, der resultierende Goldpreis war jedoch Referenz für den gesamten außerbörslichen Goldhandel. So wenig überzeugend dieses Konzept im heutigen Licht maximaler Preistransparenz an elektronischen, voll regulierten Handelsplätzen wie Xetra® wirken mag – damals war das Goldfixing ein erster großer Schritt in Richtung Handelseffizienz, dem viele weitere folgen sollten.

Fortlaufende Verbesserungen in den folgenden 102 Jahren

Die Geschichte des Goldfixings ist eine Historie von Prozessoptimierungen, um noch engere Handelsspannen im außerbörslichen Goldgeschäft zu erreichen und möglichem Missbrauch vorzubeugen. So wurde 1968 ein zweites tägliches Goldfixing eingeführt, und zwar um 16 Uhr MEZ, damit rechtzeitig zur Eröffnung des US-Marktes ein aktueller Referenzkurs vorlag. Ebenso wuchs die Zahl der Teilnehmer am Preisfindungsprozess im Rahmen einer Auktion kontinuierlich, und auch bedeutende Marktteilnehmer für den Goldhandel außerhalb Großbritanniens wurden feste Teilnehmer des Goldfixings: Heute beteiligen sich 16 internationale Banken mit Auktionen der Preisfindung, darunter die Bank of China, die Industrial and Commercial Bank of China, Goldman Sachs International und die Toronto Dominion Bank. Seit der Einführung des Goldfixings mit dabei war die spätere ScotiaMocatta Bank, die jedoch nach ihrer Verwicklung in einen Geldwäsche-Skandal 2019 aufgelöst wurde. Beim Goldfixing selbst gab es bis heute nur einen einzigen nachgewiesenen Fall von Marktmissbrauch: Ein Händler der Barclays Bank manipulierte 2012 den Goldpreis, was der Bank eine Geldstrafe von 44 Mio. US$ einbrachte und zu einer noch stärkeren Regulierung des Preisfindungsprozesses führte, inzwischen in „LBMA Goldpreis“ (LBMA: London Bullion Markt Association) umbenannt. So ist heute nicht mehr die Bank of England, sondern die britische Finanzaufsicht als unabhängige Instanz für die Überwachung zuständig. Der außerbörsliche Goldhandel auf dem London Bullion Market findet schon lange nicht mehr telefonisch, sondern auf einer elektronischen Handelsplattform statt.

Die jüngste Maßnahme für mehr Transparenz hat die LBMA im September 2020 eingeführt: Ergänzend zu der seit November 2018 wöchentlichen Veröffentlichung der Volumina des am London Bullion Market von den Mitgliedern gehandelten Goldes wird nun auch der gesamte Goldbestand von der LBMA und der Bank of England auf Monatsbasis gemeldet.

Britisches Pfund musste dem US-Dollar weichen

Bei Einführung im Jahr 1919 wurde das Goldfixing ausschließlich in Pfund Sterling durchgeführt – schließlich dominierte zur dieser Zeit Großbritannien noch die internationalen Handelsbeziehungen. Ab 1968 wurde die Preisgestaltung auch in der US-Währung ausgeführt, die heute weltweit und auch am Londoner Bullion Market den Goldhandel bestimmt. Seit 1999 wird der Londoner Goldpreis auch in Euro veröffentlicht; heute ist der LBMA-Goldpreis in 16 Währungen verfügbar, darunter auch Renminbi und Kanadische Dollar.

Arnulf Hinkel
Finanzjournalist

 

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